Herzlich Willkommen in der Hauptstadt Portugals!

Mit dem Vorortzug innerhalb einer halben Stunde bin ich von Cascais nach Portugal gedüst. Jetzt bin ich hier und wirklich neugierig, wie mir Lisboa gefällt. Es wird geschrieben das die atemberaubende Hauptstadt zugleich auch eine der charismatischsten und lebhaftesten Metropole mit etwa einer halben Million Einwohner, in Westeuropa sein soll. So einwohnerstark wie Hannover. Auch soll Lissabon auf besonderer Weise die portugiesische Kultur reflektieren. Sie gilt als einer der besten Städte der Welt. Das finde ich heraus.

Hier soll es wirklich sehr schön sein. Die Stadt liegt an der Bucht am nördlichen Ufer der Flussmündung des Tejos, im äußersten Südwesten Europas, hier an der Atlantikküste. Die Fahrt mit dem Zug entlang des nördlichen Ufers soll kurzweilig sein, ein Augenschmaus und empfehlenswert. So das Stadtmarketing von Lissabon.

Neben den Römern mal wieder (die waren auch überall), waren auch die Griechen geschichtlich hier aktiv. Da schau mal an. Schön zu sehen ist, dass das heutige Stadtbild vornehmlich auf Baumaßnahmen aus dem 18. Jahrhundert zurück geht. Die Altstadt, wie soll es auch anders sein, ist durch mittelalterliche Gassen geprägt. Seit 1983 sind Teile der Stadt auch UNESCO-Weltkultuerbe.

Eine Bahnfahrt ist immer interessant. Fünf Euro für hin und zurück mit den Linien drei und vier. Gibt eine Zugreise immer einen Querschnitt der Bevölkerung wieder. Das ist in jedem Land so. Die Menschen ähneln sich sehr. 9.16 Uhr, pünktlich, startet der Zug. Es geht entlang der Tejo Mündung. Nächster Halt ist Estoril. Der Nobelort auf dem Weg nach Lissabon. Die jungen Leute spielen mir ihren Smartphones, die älteren Menschen lesen Zeitung, sind in sich gekehrt oder schauen aus dem Fenster. Vielleicht sollte ich m morgen mal ins Casino nach Estoril. Ein wenig zocken? Schick! Was mir auffällt ist, dass alle bemüht sind, es sauber zu halten. Die Straßen und Parks entlang der Strecke, mit wenigen Ausnahmen, werden jeden Tag gesäubert. Einige schöne alte Villen mit gut und landestypisch angelegten Gärten gibt es auch. So langsam füllt sich der Zug. Ich bin sicher, mit Cascais eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir fahren durch Oreiras, na ja. Die Fracht- und Containerschiffe fahren den Tejo hoch, die große Brücke über dem Fluss in Lissabon ist zu sehen. Endstation. Bitte alle aussteigen.

Was ich bisher gesehen habe, lässt meine Emotionen Achterbahn fahren. Ich weiß noch nicht, was ich von Portugals Hauptstadt halten soll. Nach zweieinhalb Stunden Erkundungstour sitze ich erst einmal im Café und gönne mir einen Cappuccino mit einem kleinen süßen Teilchen. Leckere frische Brötchen und ein Brot nehme ich mit an Bord. Morgen reist Daniel an. Dann muss die Bordküche gefüllt sein.

Mein „Problem“ ist, dass stelle ich immer wieder fest, was die Mehrheit der Menschen gut und sehenswert sowie erlebenswert finden, trifft nicht unbedingt meinen Geschmack. Mit diesen Gedanken steige ich wieder in die Bahn und verlasse Lissabon, es einmal gesehen zu haben. Kurzum, Porto hat mir um ein Vielfaches besser gefallen, da habe ich mich wohler gefühlt, gerne wieder. Das gesamte Ensemble hat dort einfach gestimmt. So als ländliche „Dorfpomeranze“ sind Städte, mit wenigen Ausnahmen, halt nicht so meine Sache. In Lisboa war ich jetzt, kann mitreden und bin froh, nicht mit unserer OCEAN SPIRIT den Tejo hoch gesegelt zu sein.

Ich möchte Lissabon nicht unrecht tun. Das liegt wohl daran, dass ich mich für Denkmäler, Kirchen, Kathedralen oder sonstigem Religiösen nicht so begeistern kann. Habe keinen Draht nach oben. Die Skipper-Family gehört der Rathe-Konvention an. Universitäten und Selbstbeweihräucherungs-Monumente sind auch nicht unbedingt sehenswert für mich.
So ist das mit zunehmendem Alter. Man(n) lernt sich immer besser kennen, und ist häufig verwundert über sich selbst. Der Selbstfindungsprozess ist augenscheinlich noch nicht abgeschlossen.

Abschließend wundere ich mich über die Städte relevanten Marketingmaßnahmen. Was ich über Lissabon gelesen habe, hätte ich als Vertriebsprofi nicht besser formulieren können.

Somit Tschüss Lisboa, nicht auf Wiedersehen!

Sonnige Grüße von Bord aus Cascais

HJR

HJR