Nun liege ich in der Marina von Nazaré und warte auf die Riesenwelle. Und sie kommt nicht. Dafür flaniere ich spät nachmittags bis in die Abendstunden in diesem Strandort und Surfer-Paradies über die gut frequentierte Promenade. Ein typischer Touristenort mit Strand-Stadion für die Beach-Volleyballer, Souvenierläden, Krimskram-Geschäfte, Restaurationen, Cafés, Bars mit allem was dazugehört. Normal hatte ich vor, im Supermarkt einzukaufen. Aber, der Spar-Markt war recht übersichtlich. Na ja, Lissabon wird es richten.

Wieso bin ich von Figueira da Foz bis hier nach Nazaré gesegelt? Es gibt einen 65 Kilometer langen Fahrradweg, auf dem man zwischen dem Atlantik und den Pinienwäldern die Küste entlang fahren kann.

Was mir auffällt, sind die Marktstände direkt am Strand. Getrockneter Fisch wird feilgeboten. Die alten Damen jenseits der neunzig, garantiert, sitzen hier und warten auf Kunden. Die Fischereitradition soll hier am Strand am farbenfrohesten sein. Das bezieht sich auf die sieben Röcke der Fischhändlerinnen. Habe ich aber nicht kontrolliert!

Was das Surfen hier angeht, ist Nazaré zur Zeit mächtig in. Dank eines geomorphologischen Unterwasserphänomens, durch das sich gigantische und perfekte Wellen bilden können. Es handelt sich um die größte Unterwasserschlucht Europas. 170 Kilometer lang, und die bis zu 5000 Meter herab reicht. Hier wurden schon Weltrekorde gefeiert.

Ansonsten haut mich Nazaré nicht von den Socken. Als Übernachtungshafen ganz in Ordnung. Nur möchte ich hier bei west- bis südwestlichen Winden mit höher 6 Beaufort nicht ein- und auslaufen. Dann kribbelt es bestimmt nicht nur im Magen.

Nun habe ich noch etwa 65 Seemeilen bis Lissabon. Mal schauen, wie gut ich schlafe, und ob ich morgen Lust und Laune habe, die Strecke in einem Rutsch zu segeln.

Gute Nacht von Bord und süße Träume

HJR