Das passiert auch selten. Von Fehmarn bis Brunsbüttel via Kiel-Holtenau in den NOK (Nordostseekanal) nur unter Motor. Und ein Empfang in Brunsbüttel vor der Schleuse im kleinen Hafen von Brunsbüttel, der lauter, schwarzer und gefiederter nicht sein kann. Aber, alles schön der Reihe nach.

Sonntag morgen 9.15 Uhr, es klopft am Schiff. Familie Rathe und Mitsegler Daniel genießen noch das Frühstück. Der Skipper der SY Legolas, Dr. Dieter P. Haben tagszuvor noch diskutiert, wer als erstes ablegt, um den Versuch zu starten, die Fehmarnsundbrücke zu passieren. In diesem Fall gilt Alter vor Schönheit. Da gibt es kein Vertun. Wir folgen um 10.00 Uhr nach entsprechendem Funkkontakt und dem OK der Legolas. So, wie wir, startet die Legolas zum 3-Monats-Törn nach Norwegen. Für uns geht es mit meinem Mitsegler Daniel in die Nordsee, bevor es Ende Mai wieder zurück nach Fehmarn geht. Um 10.15 Uhr über Funk das „GO“ für die Fehmarnsundbrücke. Die Baugerüste mindern an diesem Sonntag nicht die Durchfahrtshöhe.

Leider reicht der Wind bis Kiel nicht zum Segel setzen. Also motoren wir nach Kiel-Holtenau zur Schleuse. 1 bis 2 Beaufort, Sonne, Marschfahrt mit 6 Knoten in die Kieler Förde. Kurzer Anruf bei Kiel-Kanal 4, die Schleusentore bleiben für uns noch geöffnet. Wir benötigen noch fünf Minuten bis in die Schleuse. Um 16. 45 Uhr sind wir Backbord in der Schleuse fest. Etwa 15 Minuten dauert der Schleusengang. Mit uns sind noch zwei große Frachter in der Schleusenkammer. Liegen steuerbordseitig fest vertäut. Um 18.00 Uhr erreichen wir unseren Ankerplatz „Flemhuder See“. Idylle pur, Ruhe, Anker hält, kein Wind, das wird eine ruhige Nacht.

Montag, 16.45 Uhr, der Thriller beginnt – Brunsbüttel voraus!

Der kleine Hafen nahe der Schleuse mit Schiffen zum Anfassen ist fast leer. Wenn es einen heiligen Vater gibt, danke ich ihm. In der Hochsaison liegen bis zu 75 Boote, Yachten und alles was schwimmt hier in Brunsbüttel und warten auf den nächsten Schleusengang, übernachten und/oder verweilen hier einige Zeit. Großschifffahrt gucken! Bei Starkwind herrscht hier der blanke Wahnsinn. Oftmals haben wir in der Vergangenheit Bunsbüttel einfach links liegen gelassen. Aber heute ist alles gut. Die Vögel warten schon!

Was für ein Lärm. Vogelgeschrei, Verfolgungsflüge, Nestbau, so etwas habe ich noch nicht erlebt. In den großen Bäumen, welche am Hafen und Umgebung stehen flattern, fliegen, nisten Heerscharen von Krähen, Raben oder ähnlich. Alles schwarz. Der Himmel ist schwarz. Die Bäume voll von Nestern. Echt cool! Die Flugmanöver dieser sehr intelligenten Vögel sehen bemerkenswert aus. Und ein Lärm! Fehlen nur noch die Sturzflüge und Angriffe auf die Menschen. Hier ist Stimmung. Bis zur Abenddämmerung, dann Stille. Wo sind die hin? Hitchcock lässt grüßen!

Meinem schweizer Mitsegler wird etwas geboten. Für ihn ist es das erste Erlebnis bei uns im Norden. Und dann gleich das volle Programm. Bevor der nächste Schritt eines Schiffskaufes ansteht, möchte Daniel Erfahrungen mit Schleusen, Gezeiten und viel Meer sammeln. Er kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Reise aus der Schweiz und das Anheuern auf der OCEAN SPIRIT haben sich für ihn jetzt bereits gelohnt. Morgen Abend öffnen sich die Schleusentore in Brunsbüttel und eine neue Welt mit Elbe und Nordsee, den Ostfriesischen Inseln empfängt uns hoffentlich sonnig und mit östlichen Winden. Der kurze Törn nach Cuxhaven ist Routine.

Sonnige Grüße von Bord

HJR