Sonntagsausflug zum Ende der europäischen Welt!

Es ist November, seit Ende September genieße ich paradiesische Verhältnisse auf Kreta. Perfektes Wetter, 10 bis 12 Stunden Sonne, Spaziergänge am Strand, Markttage in Timbaki und Mires, Klönschnack am Abend bei Markos, Eis essen in der Blue Bar bei Manoli, Meetings bei Michali im Cafe Paradise und zwischendurch das My-Oliveoil.com-Business, welches unaufhörlich wächst und erfolgreich in die Zukunft geführt wird. Mal ein Abstecher zu den altgewordenen Hippies nach Matala, Stadtbummel in Rethymnon und/oder Heraklion. Schön ist es. Entspannt ist es. Vermisse ich Deutschland? NEIN! Sehne ich mich nach dem deutschen Herbst? Was für eine Frage! Geht es noch!

Ich habe Sehnsucht und irgendwie Lust Kretas südlichsten Punkt zu besuchen. Vor über 20 Jahren war ich mit meiner Co-Skipperin das letzte Mal in Kali Limenes und Lendas. Abenteuer. Keine befestigten Straßen von Kali Limenes nach Lendas. Ich muss mit meinem Hyundai in eine ziemlich wild anmutende Gegend und über das Asteroussia-Gebirge. Hier möchte niemand tot über den nicht vorhandenen Zaun hängen.

Kali Limenes
Kali Limenes bedeutet wörtlich „Gute Häfen“. Dieser Name hat mit der Legende zu tun, dass der Apostel Petrus mit einem Schiff aus dem Nahen Osten nach Rom segelte. Ein heftiger Sturm tobte und er wurde in Kali Limenes gestrandet. Ja, die Legenden. Vor der Küste von Kali Limenes ist eine kleine Insel mit großen Tanks, wo Öl gelagert wird. Schiffbetankungsstation nennt sich das. Die Tanker machen hier regelmäßig Zwischenstopp. Sonst „Tote Hose“. Kleines Dorf, ruhig, ruhiger, am ruhigsten, kleiner, schöner Strand und mehrere kleine Tavernen. Viele Ziegen und Schafe, noch mehr Natur. Das kristallklare und türkisblaue Wasser darf ich nicht vergessen.  Für Segler, die Kreta umrunden möchten, eine letzte Möglichkeit des Ankerns bevor es um das Kap in Richtung Agia Galini geht.

Von Kali Limenes aus, wie bereits zuvor erwähnt, gibt es nur eine Schotterstraße bis nach Lendas. Lohnt sich aber trotzdem. Durchschnittsgeschwindigkeit 20 km/h. Die armen Stoßdämpfer und erst die Reifen. Man(n) gönnt sich ja sonst nicht. Der Blick gen Nordafrika über das Lybische Meer mit der tiefblauen Farbe des Meeres ist Wahnsinn. Das Meer bis zum Horizont, soweit das Auge reicht, spiegelglatt. Wehmut! Wird doch wohl wieder langsam Zeit für einen schwimmenden Untersatz.

Lendas
Lendas ist ein kleiner, netter Ort mit etwa 80 Bewohnern, der nur über eine steil absteigende, sich windende Straße, erreichbar ist. Kleine Pensionen, nette Cafés und Tavernen. Blumenbewachsen, weiß gestrichene Häuser, ein kleiner Touristenort, der einen sehr erholsamen Urlaub verspricht. In klassischen griechischen Zeiten war Lendas ein Ort, an dem Krankheiten auskuriert wurden, da das Wasser hier heilende Wirkungen haben soll (es gibt hierzu eine archäologische Ausgrabung). Ein kleiner kieseliger Strand und ein steiler Berghang geben diesem Ort eine besondere Atmosphäre. Einige schöne Sandstrände sind in moderater Geh-Entfernung zu erreichen, wie z. B. Dytiko Strand, der auch einige Tavernen entlang dem langen Sandstrand hat – dies ist auch ein bekannter Nudisten Strand.

Ich bin angekommen, das Ende Europas vor Augen! Vor mir nur Wasser, Wasser und nochmals Wasser. Südlich von hier verläuft die Hauptschifffahrtsroute von und nach Port Said, dem Einfallstor zum Suez-Kanal.

Ich gönne mir eine kleine Pause, trinke meinen Frappé und mache mich dann so langsam wieder auf den Rückweg. Die sonntägliche Frühschoppen-Tour beende ich mit einem Strandspaziergang bei uns am Kalamaki-Beach, gleich vor der Haustür.

Mit einsamen Spuren im Sand bis bald…

Sonnige Grüße

HJR