Trucker-Romatik, Fährpassagen, Schiffsbesichtigung und der Spirit of Crete!
Wie viele Wochen bin ich schon auf Kreta? Die Zeit rennt. Mitte Juni um 9.00 Uhr bereits 35 Grad. Die 40 Grad-Marke haben wir im Juni mehrfach gerissen. Die heißen Perioden kommen jährlich immer früher und dauern nun seit einem Jahrzehnt auch immer länger.
Im Juli weit über 40 Grad. Situativ nahezu 50 Grad Celsius. Was wird der August bringen? Das geht auf keine „Kuhhaut“. Die Klimaanlage brummt täglich fast 24 Stunden. Im Büro mindestens immer 26 bis 28 Grad. Mit Klimaanlage versteht sich. Weiter runterkühlen bringt keinen Sinn. Der Temperaturunterschied zwischen innen und außen ist dann zu groß. Für mich scheint es die optimale Betriebstemperatur zu sein. Ich fühle mich wohl.
Wir schreiben den Monat August, Frau und Junior haben mich verlassen, der Skipper, immer noch ohne Schiff, mittlerweile tief braun gebrutzelt, sitzt auf der Terrasse und genießt das „Singledasein“.
Endlich komme ich gegenwärtig dazu, mal wieder in die Tasten zu hauen. Ich beginne mit einem kurzen Rückblick und beame mich zum Zeitraum Anfang Juni 2024.
Nach einer Woche Geschäftsreise in Süddeutschland, der Brennerpassage sowie einer Zwischenstation in Verona mit Hotelübernachtung und einer Geduldsprobe auf der Autobahn nach Ancona (1,5 Stunden für 100 km in und um Bologna) rolle ich mit meinem Opel-Mokka auf das Hafengelände in Ancona. 30 Grad, strahlend blauer Himmel, positive Stimmung. Das Mafiosiland meint es wieder gut mit mir. Der „Schwarze“ ist das ideale Inselfahrzeug für Kreta. Im letzten Jahr war mir das mit meinem geliebten BMW etwas zu heikel. Er steht wohlbehalten in der Garage und genießt eine kleine Auszeit.
Gebucht war Venedig bis Igoumenitsa. Anke-Line schickte mir drei Tage vor Abfahrt eine Fahrplanänderung, die ich nicht akzeptieren konnte. Somit checke ich nun in Ancona ein. Die RoRo-Fähre MV Florencina der Grimaldi-Line, gebucht über Minoan-Line, schippert mich indessen nach Griechenland.
Fährpassagen von Ancona nach Igoumenitsa sind Trucker-Romantik ohne gleichen. Diese fahrende Zunft ist schon ein Völkchen für sich. Sie verstehen aber ihren Job. Innerhalb kürzester Zeit füllt sich die Fähre mit großen, kleinen, leichten, schweren, übergroßen LKW´s. Vorwärts rein, rückwärts rein. Dazwischen unzählige Motorräder. Dann noch die Touris mit ihren Wohnwagen und/oder Wohnmobilen. Dazu die vielen PKW´s.
Um 20.00 Uhr betrete ich meine Kabine, kurz nach 21.00 Uhr legt der „Dampfer“ ab. Nach einem kurzen Rundgang (wichtig, wegen der Orientierung) schließe ich die Augen und wache nach gut durchschlafender Nacht pünktlich zur Frühstückzeit wieder auf.
Nach zwei Stunden auf dem Sonnendeck (Jo Nesbö – „Das Nachthaus“ lässt grüßen), der erste leichte Sonnenbrand im Gesicht. Die MV Florencina gleitet mit knapp 20 Knoten durch das Wasser in Richtung Ionische Inseln. Die eineinhalb Stunden Verspätung darf gemäß Konversation mit dem Kapitän nicht eingeholt werden. Dann bekommt er die „Rote Karte“ von der Reederei. Der Kraftstoffverbrauch steigt überproportional jenseits der 20 Knoten. Mit über 60 Jahren hat er keine Lust mehr auf Stress. Wie gut ich das nachvollziehen kann. Willkommen im Club der 60plus-Generation!
Schiffsbesichtigung in Preveza
Unter den Yachties ist Preveza sicherlich aufgrund der sehr guten Schiffsversorgung, der Preveza-Marina und dem Stadthafen sowie der Cleopatra Marina bekannt. Die westgriechische Hafenstadt mit etwas über 20.000 Einwohnern ist normal ein Fähr- und Handelshafen. Zwischenzeitlich hat sich die Stadt auf den Yachttourismus eingestellt.
Ich muss zur Cleopatra-Marina. Fahre von Preveza aus durch den „griechischen Elbtunnel“ nach Süden, am Flugplatz vorbei zur Marina. Ich habe eine Verabredung mit einer 44 Fuß Yacht. Und einem Iren, der als Yachtmakler fungiert. Wer ist nicht zugegen? Zwei nette Damen begrüßen mich und sind augenscheinlich über mein Erscheinen erstaunt. Wollte der Eigner mich nicht avisieren? Das geht schon gut los. Am besten, ich fahre gleich wieder. Liegt ja auf dem Weg nach Piräus. Ich musste keine Umweg fahren und Zeit habe ich auch nicht verloren. Tourenplanung ist die halber Miete.
Jetzt halte ich mich mal kurz. Das war ein Satz mit X, das war nix! Eine Intensivierung des Kontaktes mit dem Eigner und das Aufrechterhalten meines Interesses macht keinen Sinn. Wenn es im Vorfeld schon nicht richtig funktioniert, bin ich kompromisslos! Auf ein neues, irgendwann, irgendwo auf diesen Planeten. Schließlich musste ich auch 24 Jahre auf die beste Ehefrau von Welt warten. Gibt es die überhaupt. Jedenfalls freut sich eine Person immer, wenn ich so entsprechend formuliere.
Ich genieße den Spitit of Crete
Traurig oder verärgert bin ich nicht. Hatte eventuell eine Vorahnung. Ich nehme das emotionslos zur Kenntnis.
Mein Mokka schnurrt in Richtung Athen. Bis hier ein Benzinverbrauch von durchschnittlich 6,5 Liter auf 100 Kilometer. Passt!
Um 14.30 Uhr biege ich auf das Hafengelände von Piräus ein. Das Chaos hier im Fährhafen hat mich wieder. Und ich fühle mich pudelwohl. Komme in der 5-Millionen-Metropole super zurecht. Auch ohne Navi. Ich habe meine Lieblings-Fährgesellschaft gebucht – Minoan-Line. Habe mittlerweile VIP-Status. Die quartieren mich immer First class ein.
Boarding 18.00 Uhr. Leinen los, 21.00 Uhr.
Um 7.00 Uhr am anderen Morgen empfängt mich Heraklion wie immer wohlgesonnen. Um 8.30 Uhr parke ich am Haus in Kamilari. Geschafft!
Business as usual!
Wie lange bleibe ich überhaupt auf der Insel? Wochen, Monate, bis Ende des Jahres? Alles ist möglich.
In diesem Sinne
Sonnige Grüße aus der zweiten Heimat mit Blick auf das Libysches Meer
HJR