Gefangen in der Marina Cascais!
Das sind ja keine befriedigenden Aussichten. Normal wollte ich bereits auf dem Weg zur Algarve sein. Aber Orkanwarnung mit bis zu 100 Knoten Windgeschwindigkeit (etwa 185 Stundenkilometer) lassen uns hier in Cascais fest sitzen. Da hilft nur beten und unsere OCEAN SPIRIT vertäuen. Zusätzliche Leinen müssen angebracht werden. Wie im Spinnennetz liegt sie am Steg K in der Marina. Gegen Abend soll es losgehen. Das wird eine unruhige Nacht.
Gestern war Skippertreffen. Der Eigner der SY Fanta Four, Unternehmer aus Hamburg, den ich im Sommer bereits getroffen habe, macht sich auch auf den Weg nach Almerimar. Klönschnack bei gemeinsamem Abendessen in Cascais mit anschließendem Drink an Bord. Wir beschließen, gemeinsam den Törn ins Mittelmeer anzugehen. Quasi als Zwei-Yachten-Flotille.
Mitsegler Daniel ist mittlerweile auch an Bord. Für ihn ist alles neu und aufregend. Er genießt die kurzweilige Zeit hier in Cascais sowie an Bord, geht surfen und möchte Lissabon erkunden. Ich wiederhole mich gerne, Cascais ist wirklich sehr schön, hat Atmosphäre und bietet für jeden etwas.
Nun warten wir, wie sich das Wetter, sprich Wind entwickelt.
15.00 Uhr! Alle Yachties, inklusiv der Dockmaster sind sehr betriebsam. Kontrollieren die Leinen, bringen zusätzliche Festmacher an, stellen sich auf eine lange, unruhige Nacht ein.
17.00 Uhr! Es zieht böse zu. Der Wind nimmt langsam aber stetig zu. Für null Uhr haben die Wetter-Propheten bis zu 95 Knoten Wind angesagt. Die hohe, sehr hohe Hafenmole wird bereits situativ überschwemmt. Die Wellen kommen. Noch kommt der Wind aus Südost, dreht über Süd nach Südwest, dann in der Nacht über West nach Nord/Nordwest. Knapp über 20 Knoten zeigt der Windmesser.
18.00 Uhr! Die Fischer bringen ihre in der Bucht vor Mooring liegenden Boote in die Marina und somit in Sicherheit. Nahe 30 Knoten Wind.
19.00 Uhr! Sämtliche Seenotretter sind in der Marina und einsatzbereit. Wachen und Schlafen an unserem Steg. Weitere zusätzliche Leinen werden angebracht.
21.00 Uhr! Was für ein Getöse. Der Wind heult, die Böen lassen die Schiffe am Steg schwojen.
21.30 Uhr! Der Skipper befiehlt Bettruhe. Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht so schlimm wird. Vielleicht 40 bis 50 Knoten in den Spitzenböen. Zur Zeit beträgt die konstante Windgeschwindigkeit sechs bis sieben Beaufort. Ich schlafe bis drei Uhr morgens durch, wache auf und nehme nur noch ein „Lüftchen“ wahr. Das war es wohl, Leslie ist nördlich von uns weitergezogen. Weiter gegen morgen alles in Ordnung, keine Schäden. Alles ist gut gegangen.
7.00 Uhr!
Aufstehen, Frühstück, Rundumgang. Alles in Ordnung. Es hat den Anschein, dass alle froh sind, es gut überstanden zu haben. 13 bis 15 Knoten Wind, in den Böen nahe 20 Knoten. Normalität tritt wieder ein.
8.00 Uhr! Der Lissabon-Marathon beginnt hier in Cascais. Heute ist hier richtig etwas los. Da schauen wir mal. Und wir haben wieder blauen Himmel mit Sonnenschein.
Stürmische Grüße von Bord
HJR