Geschlossene Gesellschaft im Club der Millionäre!

Es geht doch nichts über den ersten Eindruck. Da nützt auch kein Verdrängen und/oder Schönreden. Nicole und ich verlassen etwas gefrustet Paphos. Das, was wir gesehen und erkundet haben, reicht. Wir stürzen uns wieder in den Linksverkehr und ich träume bereits von den Straßenschildern mit der Aufschrift „Attention drive left!“ Und an jeder Ecke vor, nach und in den Orten „Road Humps ahead, reduce speed“ – die Huckel kommen so sicher wie das Amen in der Kirche.

Wir haben im Hotel ausgecheckt, kurzfristig. Fahren wieder in Richtung Flughafen Larnaca. Dort möchten wir die restlichen Tage verbringen. Fahren die Küstenstraße in die zweitgrößte Stadt der Insel nach Limassol. Willkommen im bedeutesten Finanzzentrum mit vielen Offshore-Unternehmen und mindestens 60 Reedereien, die dort auf Zypern ansässig sind. Das Gesamtbild ändert sich jedoch nicht.

Immer noch kein Funkenflug – ich habe Sehnsucht nach unserer Insel! Scheiß auf Aphrodite. Nichts mit Liebe auf den ersten Blick.

Die Marina von Limassol mit ihren Bauprojekten lockt. Häuser und Appartements mit eigenen Liegeplätzen. Natürlich mit Security. Hochsicherheitsgebiet mit Umzäunung, Schranken, Kameras und dem entsprechenden Personal. Nur so nebenbei, unter zwei bis drei Millionen läuft hier nichts. Die Motoryachten im Hafen sind der Beweis. Da muss die Hausfrau schön für Stricken.

Der Höhepunkt von Limassol ist sicherlich die kilometerlange Waterfront mit entsprechender Promenade, den Cafes, Restaurants et cetera. Aber Vorsicht vor der zweiten Reihe. Nicht gerade etwas für das Auge. Und dann die vielen neuen Bauprojekte. Diese erreichen bei Fertigstellung Wolkenhöhe. Man gönnt sich ja sonst nichts. So als norddeutsche Dorfpomeranze mit Unternehmer-Manufaktur nicht gerade einladend. Richard Löwenherz, der hier 1191 vorbei kam und ins Heilige Land reiste, nebenbei Kaiser Isaak Komnenos gefangen nahm und seinerzeit Zypern unter anglonormanische Verwaltung stellte, ändert daran auch nichts.

So langsam frage ich mich, was die Briten, die 1878 die Insel unter eigene Verwaltung stellten, hier vollbracht haben. Infrastruktur, Krankenhaus und Post- und Telegrafenamt zählen nicht. Die Elektrifizierung auch nicht.

Nach drei Stunden Sightseeing fahren wir weiter nach Larnaca. Attention drive left – Road Humps ahead!

Frühlingshafte, sonnige Grüße bei tiefblauem Himmel und 19 Grad von der Insel der Liebesgöttin

HJR