Herzlicher Empfang in der Douro Marina in Porto
Auf meinem weiteren Weg entlang der Küste nach Porto kommt keine Langeweile auf. Fast spiegelglatter Atlantik und wieder Delfine, die guten Morgen sagen. Slalomfahrt zwischen den äußerst vielen Stellnetzen, grüßende Fischer, ein in sich gekehrter Skipper, der den Putzfimmel hat und so weiter. Ich kann verstehen, dass empfohlen wird, mindestens drei Seemeilen Abstand von der Küste zu halten. Wegen der Sicherheit und Entspannung. Ohne Ausblick läuft hier gar nichts, sonst ist es passiert. Leine in der Schraube und/oder Markierungsboje am Kiel. Ich habe eine Boje gestern von unterwegs mit nach Viana gebracht. Am Steg tauchte sie auf einmal auf. Ich hatte mich schon gewundert, wieso ich die letzten Meilen so langsam war. Aber ein Toilettengang muss auch mal sein. Wenn es passieren soll, aber alles gut.
Sonst ist alles in Butter auf dem Kutter. Ich habe nicht gedacht, dass der Atlantische Ozean in dieser Jahreszeit und in dieser Region so windarm ist. Ein bisschen mehr Segeln habe ich mir schon gewünscht. So muss auch heute wieder der Yanmar ran, 1.600 Umdrehungen, 6,7 Knoten Geschwindigkeit über Grund. Mein Gori-Propeller ist auf Spargang geschaltet. Diesel sparend.
So Einhand unterwegs zu sein, ist auch eine Reise zu sich selbst. Mir geht es nicht allein so. Viele männliche Altersgenossen, die nur sich selbst an Bord haben, sprachen mit mir über diese Gegebenheit.
Richtung Porto wird die Küstenlinie flacher. Erste Hochhäuser sehe ich in der Ferne.
An dieser Stelle mal einen sonnigen Gruß an Junior und meine geschätzte und liebe Co-Skipperin.
Der Wind weiß auch nicht was er will. Umlaufend nennt sich das. Kommt nicht aus den Startlöchern. Erst aus Nordost, dann Ost, später Süd, weiter nach Südwest, dann wieder Süd und so weiter. Und wieder Bojenfelder mit Stellnetzen. Skipper, du darfst nicht träumen! Die Fischer lassen 1000 Meter Leinen mit Körben herunter und markieren diese mit personenbezogenen Bojen. Manche sind nur Tennisball groß, andere wiederum haben ein Fähnchen in den unterschiedlichsten Farben. Daher die Strecke nur bei Tageslicht oder drei Meilen raus.
So, jetzt geht es in den Douro River. Er ist der drittlängste Fluss der iberischen Halbinsel mit 897 Kilometer und entspringt in Spanien, durchfließt Nordspanien und Nordportugal und mündet bei Porto in den Atlantik. Und ich muss jetzt da rein. Die Douro Marina habe ich bereits über Kanal 9 angefunkt. Sie erwarten mich. Immer schön im betonnten Fahrwasser bleiben. Die Einfahrt ist wunderschön. Und was für ein herzlicher Empfang, ich werde vom Marine-Mitarbeiter per Boot an den Steg gelotst, bekomme Hilfe beim Anlegen und die Hilfsbereitschaft sowie Freundlichkeit bei der Anmeldung ist umwerfend. Und dieser Service! Als erstes bekommt der Skipper jeden Morgen zwei frische Brötchen an Bord geliefert. Dann wurde ich zur Weinprobe eingeladen. Und das als Antialkoholiker. Dann gibt es noch Preisnachlässe auf die Liegegebühren und beim Fahrradverleih. Ich bin im „Paradies“! Zu guter Letzt musste ich mich noch eine viertel Stunde Sightseeing-Unterricht gefallen lassen. Ausgestattet mit Stadtplänen, Informationen, Prospekten, Wegbeschreibungen und besonderen Tipps und Empfehlungen bin ich entlassen worden. See you later, sagte die Dame an der Rezeption. Sind die hier in Portugal alle so? Bezahlen darf ich bei Abreise. W-LAN-Code, kostenfrei natürlich, Chipkarte für den Steg, die Wäscherei, Duschen, WC et cetera darf ich nicht vergessen. Ich bin sprachlos.
Für morgen habe ich mir ein Fahrrad gemietet. Da werde ich Porto unsicher machen.
Da die Marina unmittelbar im Fischerdorf Afurada liegt, ist selbiger Ort so etwas wie ein Geheimtipp jenseits des Touristenrummels. Ja, der Ort ist etwas besonderes. Die Menschen auf den Straßen, Fischrestaurants (vom Grill direkt auf den Tisch) und die Wäsche flattert im Wind. Das Fischerdorf empfängt mich mit farbenfrohen Häusern, viele davon mit Azulejos verkleidet. Es sind zumeist quadratische, bunt bemalte und glasierte Keramikfliesen. Es ist wohl ein fester Bestandteil des Dorfbildes. Grills stehen auf den Straßen und der Duft von gegrilltem Fisch wabert durch die Gassen.
Portugal scheint mir immer mehr zu gefallen. Hier könnt ich eine Weile bleiben. Hier fühle ich mich wohl.
Sonnige Grüße von Bord
HJR