Herbstwetter in Schweden! Starkwind! Bordheizung! Kuchenbude, Langeweile. Morgens mal gerade 10 Grad, tagsüber mehr als gewöhnungsbedürftig. Mental plane ich um. Habe die Nase voll. Jeder schimpft über das Wetter. Die Einheimischen nehmen es gelassen. Das ist doch kein Sommer. Soll das alles gewesen sein? Die schwedischen Segler, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, sind ebenso frustriert. Seit Jahren der schlechteste Sommer – kann nur besser werden. Alle hoffen auf den August. Dieses Wetter tue ich mir nicht weiter an. Nach Strömstad, im Norden noch bescheidener. Regen, Gewitter, Nordwind! Mal warten, was der Familienrat sagt!

Göteborg als solches habe ich auch nach drei Stunden intensivem Erkunden abgehakt. Lilla Bommen, der Hafen, mehr als teuer. Umgerechnet 50 Euro pro Tag und Schiff. Bei allem Respekt, das ist es nicht wert. Ansonsten kann man sich Göteborg für einen Tag ansehen. Mehr lohnt wirklich nicht. Jeden „Kulturfetzen“ tue ich mir persönlich nun auch nicht an. Die Shoppingmall ist ganz nett, alles fußläufig schnell erreichbar. Das Stadtzentrum ebenso. Die Markthalle, Altstadt mit den Gassen und kleinen Geschäften bieten etwas Flair und laden auch zum Verweilen ein. Die vielen internationalen Touristen beleben die Stadt ohne Hektik und Stress zu verbreiten. Die Göteborger als solches sind tiefenentspannt. Die Hafenmeile mit Harbormaster et cetera ist auch in Ordnung. Alle sehr nett, hilfsbereit und auskunftsfreudig.

So sitze ich im „Wintergarten“ (Cockpit mit Kuchenbude), lass das Schietwetter über mich ergehen, beobachte die mehrheitlich asiatischen Touris und warte bis der Flieger aus Hannover mit Frau und Sohnemann landet. Was sagen die „Wetterfrösche“ für die nächsten zehn Tage für die Westschären nördlich von Göteborg voraus? Mein Bauchgefühl sagt zurück, umplanen, wieder südlicher soll es sommerlich werden.

Montag, 16.00 Uhr. Ablegen in Richtung Göteborger Schären. Zwei Stunden bis Donsö. Die südliche Schärenlandschaft mit dem unendlichen Horizont, den aktiven Fischerdörfern, den Badeorten, Dorfstraßen uind Laubhainen zwischen den blauen Meeresabschnitten bieten zum Kennenlernen einiges. Ebenso vermitteln sie einen ersten Eindruck von den gesamten Schären an der Westküste Schwedens. Nicole und Junior sind einverstanden. Sohnemann, im zarten Pubertätsalter von 14 Jahren verpasst sowieso dreiviertel des Tages. Ferien- und Urlaubsbeginn, abhängen, chillen, lesen, Hörbuch hören, die Nacht zum Tag machen.

Auf den Schären mit einem ganzjährigen aktiven Lebenswandel ohne Autos leben etwa 4.500 Personen. Und zwar das ganze Jahr über. Im Sommer verdoppelt sich die Einwohnerzahl auf den Felshügeln im Meer. Bei blauem Himmel und Sonnenschein beeindruckend und wirklich schön. Hat was. Aber wehe, das Wetter schlägt um. Depressiv! Auf der anderen Seite schafft die autofreie Zeit ihren eigenen Flair. Die Umwelt genießen, Wander schuhe an, Strände, Naturwanderwege, Cafe´s und Geschäfte erkunden sowie verweilen. Bereits auf der Hinfahrt hat mir Donsö gefallen. Als Reedereiort und Fischereizentrum sowie der Hafen als Herz der Insel mit den schmucken Bootshäusern, der Pizzeria, dem Hafenrestaurant und die Eternit bekleideten Fassaden wirken auf mich. Zudem bietet der Hafen für die Ocean Spirit ein ruhiges und sicheres Plätzchen. Es duftet herrlich aus der Räucherei. Das alte Eishaus für die Frischhaltung der Fische ist umgebaut und beinhaltet Kleiderbutiken, Cafe´s mit Aussstellungen. Kaffeetrinken mit Blick aufs Meer. Auf der Ostseite der Insel liegt die Kirche, ein paar vereinzelte Sommerhäuser sowie neu gebaute Villen. Hinter dem Hafen schlendern wir den Weg entlang der engstehenden Holzhäuser zum alten Fisch- und Bauerndorf Donsö.

Der weitere Plan für die nächsten drei Wochen steht nun auch. Es geht wieder zurück gen Deutschland. Gemütlich mit Pausen, immer den Wind für sich nutzend. Laesö, Anholt, Gilleleje, Helsingborg, Kopenhagen, Dragör, Klintholm, Warnemünde und dann sehen wir weiter. Bevor es aber über die halbe Ostsee nach Laesö geht, noch einen kleinen Abstecher nach Styrsö. Die beiden Inseln Styrsö und Donsö, seit 1973 mit einer Brücke verbunden, sind die wichtigsten Inseln. Styrsö ist ein altes Kirchen- und ehemaliges Kommunenzentrum mit Bade- und Fischereitradition. Da wir mit unserem über 20 Meter hohen Mast nicht die Brücke passieren können, müssen wir mit Umweg, schön im Fahrwasser drei Inseln umrunden und zwischen den Felsen manövrieren. Idylle pur. Ruhe garantiert. Hier sagen sich Hund und Katz gute Nacht.

Sonnige Grüße von Bord

HJR

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