Eine Geschichte von Hannover bis Heraklion/Kreta – 3.100 Kilometer gen Süden! (Teil 2)

Der Mokka von meiner geliebten Co-Skipperin, meiner Sicherheitsoffizierin gleich Freundin, Partnerin, Geliebte, Ehefrau und größte Kritikerin läuft. Nach etwa 500 Kilometern schnurrt er nur noch. Hat sich frei gelaufen. Tiefenentspannt, nahezu ohne Autobahn-Verkehr und mit Tempomat-Geschwindigkeit von 140 bis 160 Stundenkilometern lassen wir Deutschland hinter uns und überfahren die Grenze ins „Ösiland“.  Vignettenpflicht ist angesagt und ab jetzt zücken wir permanet das Portemonnaie beziehungsweise die VISA-Card. Das Wort für MAUT heißt bei mir Wegelagerei!

Zwischenstopp Steiermark und Abenteuer Balkan

Im beschaulichen Weiz bei Graz übernachten wir nach etwas über 1.000 Kilometern. Business as usual am Montag. 8.00 Uhr Geschäftstermin und ab 9.00 Uhr beginnt das Abenteuer Balkan.

Von Graz nach und durch Slowenien ist es nur einen Katzensprung. Grenzkontrollen mitten in Europa. Die Slowenen winken durch, die kroatischen Grenzbeamten nehmen ihren Job etwas ernster. Bis Zagreb geht es noch, dann beginnen die unendlichen Weiten. Ich fühle mich wie im Outback in Australien. Zum Einschlafen. Die Autobahn fast gefühlt nur geradeaus von West nach Ost – laut Google 395 Kilometer Einsamkeit. Vereinzelt sehen/überholen wir ein Auto und/oder eines, welches uns überholt. Links und rechts Landwirtschaft, Felder und Wiesen, Wälder und Brachland, Einöde, zwischendurch Streckenabschnitte die auf der rechten Seite der Fahrbahn nicht gerade KFZ schonend sind. Also rüber auf die Überholspur, Tempomat 140; fehlt nur noch der Autopilot. 1.000 Seemeilen Mittelmeer ist spannender, abwechslungsreicher und macht nicht so müde. Eintönigkeit macht sich breit. Diese wird nur duch die Mautstellen, den Grenzübergang nach Serbien und den Tankstopp unterbrochen. Dann kommt die Katastrophe – Belgrad! Und nochmals fast 400 Kilometer bis zur Grenze Nordmazedoniens.

Die Autobahn in und um Belgrad herum wird erneuert, respektive neu gebaut. Kilometer um Kilometer im Schritttempo, eingekeilt zwischen den vielen LKW´s, bergauf und bergab. Irgendwann haben wir es geschafft, besser wird es aber nicht. Landschaftlich nicht so eintönig, etwas abwechslungsreicher. Die Strecke bis zum nächsten Grenzübergang zieht sich. Wir haben immer noch über 30 Grad Außentemperatur. Die Klimaanlage läuft ununterbrochen. Langsam verschwindet die Sonne im Westen, die Dämmerung übernimmt die Vorherrschaft. Schön im Rückspiegel zu beobachten. Das Highlight des Tages. Es wird dunkel und bis Thessaloniki sind es von der nordmazedonischen Grenze noch 270 Kilometer.

Wo bin ich gelandet? Wo sind wir? Geht es noch? Die Reifen, die Stoßdämpfer! Das nennt sich Autobahn A1 oder Europastraße E75? Entwicklungsland Nordmazedonien. Über die „freundlichen Grenz-Männchen“ schreibe ich jetzt nicht. Alter, halt dich zurück. Ich bin müde und kaputt. 180 Kilometer Zumutung!

Welcome to Hellas um 22.00 Uhr. 88 Kilometer noch nach Thessaloniki. Die Stimmung steigt wieder.

Um Mitternacht Ortszeit checken wir im Hotel ein! Gute Nacht, das war ein Trip. Mit mir nicht noch einmal. Die Strecke bin ich das erste und letzte Mal gefahren. Es war ein Erlebnis, ein kleines Abenteuer, langweilig, letztendlich nichts Besonderes, eher normal. Hatte ich, hatten wir Vorstellungen? Eher nein, wollten uns überraschen lassen.

Kalinichta aus Thessaloniki

HJR