8.30 Uhr in Baiona, die Sonne geht auf. Was für eine sentimentale Stimmung. Eine super, ruhige, tiefen entspannte Atmosphäre liegt über der Bucht. Und was für ein spätsommerlicher, besser sommerlicher Oktobertag hier in Süd-Galicien. Die kleinen Fischerboote sind bereits mit ihren Fischern draußen und verrichten ihre Arbeit. Leichter Dunst hüllt die Küstenlinie in Richtung Portugal in „Seide“. Kurz nach 9.00 Uhr schafft es die Sonne über die Hügel. Links, also Backbord, die spanisch-portugiesische Küste, rechts, also Steuerbord der ruhige Atlantik. Und ganz weit westlich die „Neue Welt“. Leichtes Rollen in der Dünung unter Motor. Zwei bis sechs Knoten umlaufende Winde. Ganz gemütlich mit fast sieben Knoten Geschwindigkeit tuckern wir in Richtung Süden, nach Portugal. Die gesamte Küste bis nach Viana do Castelo ist mehr oder weniger intensiv bebaut und sehr bewaldet. Viana do Castelo in der Mündung des Flusses Lima, zwischen Bergen und Meer liegt die zauberhafte und traditionsreiche Stadt, mein nächstes Ziel. Geschichtlich war die Stadt ein bedeutender Abfahrtsort des Zeitalters der Entdeckungsreisen. Viele portugiesische Entdecker haben von hier aus die Welt erkundet. Heute ist Viana do Castelo ein Ort mit einem lebhaften Fischereihafen und sicherlich eine der hübschesten Städte im Norden Portugals. Ich lasse mich überraschen, den heute stelle ich die Uhr eine Stunde zurück, UTC-Zeit. So gewinne ich eine zusätzliche Stunde zum Spazierengehen. Zehn Meilen liegen noch vor mir.

Delfine begleiten mich hier und da, umspielen die Ocean Spirit, mal links, mal rechts, schwimmen in der Bugwelle. Das ist immer eine willkommene Abwechselung, wenn man so allein unterwegs ist. Auf Dauer ist das, so vermute ich, nichts für mich.

Die Stadt, die vor etwa 400 Jahren durch den Kabeljaufang vor Neufundland reich geworden ist empfängt mich mit 28 Grad, blauem Himmel und Sonne pur. Und einige Yachties aus der Schweiz und den Niederlanden nehmen mich mit offenen Armen auf in ihre Community. Die beiden liegen hier schon einige Tage und lassen sich es gut gehen.

Die sehr attraktive Altstadt, ein pulsierendes Leben auf den Straßen und Plätzen. und die hoch oben über der Stadt thronende Basilika Santa Lucia, lassen mich stauen. Noch eine Nummer schöner als gestern in Baiona. Insgesamt 22 Fußgängerzonen werden für den Spaziergänger angeboten. Ich brauche jetzt schon eine Pause. Erst einmal einen schönen Milchkaffee oder Cappuccino. Attraktiv sind auch die 19 Strände und die über 24 Kilometer lange Küstenlinie. Meine Rundgänge durch die Stadt ist ein Augenschmaus. Da muss ich erst mal recherchieren. Renaissance, Barock, Jugendstil oder Fliesen, die Straßen und kleinen Gassen bieten einiges. Normal muss ich hier noch einen Tag bleiben, jedoch möchte ich mir die Hafentage für Porto und Lissabon aufheben.

Gegen Abend gibt es noch eine ausgiebige Kommunikationsrunde mit den redseligen Holländern und dem Aussteiger-Paar aus der Schweiz. Der Skipper ist mein Alter, hat bis auf seine vermietete Eigentumswohnung alles verkauft und segelt mit seiner Lebenspartnerin ins Mittelmeer. Sie genießen das Leben und fühlen sich sichtlich glücklich und zufrieden.

Morgen freue ich mich auf Porto und dann ganz besonders auf Lissabon.

Übrigens, heute war auch Hängematten-Tag. Zwei Stunden sonnen und schmökern in Viana do Castelo. Kommt gut, danach bin richtig autorisch kreativ und die Buchstaben lassen sich blitzschnell aneinander reihen.

Sonnige Grüße von Bord

HJR