Kite-Surf-Wetter statt Segeln!

Meeresgott Poseidon meint es zur Zeit nicht gut mit den Seglern. Seit drei Wochen, mit sehr kurzen depressiven Unterbrechungen, strahlend blauem Himmel, hier und da kleine Schäfchenwolken und frühlingshaften Temperaturen. Alle Schiffe liegen fest vertäut im Hafen. Nur die Wahnsinnigen unter den Skippern wagen es, abzulegen. Gut, dass ich noch keinem begegnet bin. Es bläst, windet, stürmt unaufhörlich mit bis zu zehn Beaufort. Erst aus östlichen Richtungen, nun seit etwa einer Woche aus dem westlichen Quadranten. Vor der Hafeneinfahrt mit dem betonnten Fahrwasser, welches nach Westen hin offen ist, steht eine Welle, die es in sich hat. Selbst beim Ablegen ist das hypothetisch ein Himmelfahrtskommando.

Bei über 40 Knoten Wind bin ich Ende Oktober letzten Jahres rein in den Hafen. Mir standen die Schweißperlen auf der Stirn. Gut, dass es dunkel war. So konnte ich das „Drama“ nicht sehen. Segel runter, Motor an und mit Vollspeed in die vier Meter tiefe Hafeneinfahrt. Wenn ich die Wellen heute sehe, dann rutscht mir das Herz noch nachträglich in die Hose. Und dann allein an Bord. Da hilft nur Augen zu und durch. Ging ja alles gut. Unser „Dampfer“ macht das immer perfekt und hat uns noch nie im Stich gelassen. Braves Schiff!

Die einzigen, die bei diesem Wetter Spaß an der Freude haben, sind die Surfer und Kite-Surfer. Die düsen bei diesem Wind über die Wellen und schlagen ihre Kapriolen. Die meisten dieser Freaks kommen aus Deutschland. Mit ihren VW-Bullis, umgebauten Caravanen et cetera campen sie am und/oder in der Nähe vom Strand. Oldenburger Kennzeichen, aus Bremen, Hamburg, Frankfurt, Bayern und so fort. Osterferien in Deutschland, alle sind auf der Flucht.

Die Familiencrew ist geduldig. Die Gelassenheit des Alters kommt in diesen Situationen immer gut. Wird schon werden. Für die nächsten Tage verspricht der Wetterdienst Besserung, jedoch die Windrichtung soll bleiben. Nur unter Motor gen Westen macht auch keinen Spaß. Dann lassen wir es uns im Hafen gut gehen. Die Bar Manolo hat mittlerweile auch wieder geöffnet. Die Winterpause ist vorbei. Dort ist es gemütlich, der Inhaber nett und freundlich und für einen Cappuccino gibt es auch WLan. Ohne WiFi geht nichts mehr.

Sonnige und stürmische Grüße von Bord

HJR & Family