Der Alterungsprozess erzeugt komische Blüten oder was gibt es Entspannteres, als samstags die erlebnisreichen Markttage in und um Hannover zu besuchen!

So sitze ich in der Brotmeisterei, schlürfe meinen Milchkaffee, knuspere an der Laugenstange, schreibe diese Zeilen, füge Wort an Wort, Silbe für Silbe und beobachte so ganz nebenbei die augenscheinlich immer verrückter werdenden Menschen, die nicht nur die Marktbeschicker sondern auch die VerkäuferInnen der kleinenn und größeren Geschäfte kirre machen. Unsere Gesellschaft hat sich die letzten Jahrzehnte signifikant verändert. Und das nicht nur zum Positiven.

150 Gramm hiervon, 220 Gramm davon, fünf Stück Tomaten, Kirschtomaten bitte, zwei Putenschnitzel, 5 Eier, Bioeier bitte, ein halbes Brot, dies und das, aber schnell, sehr schnell. Mürrische Gesichter, ungeduldige Personen, teilweise genervtes Standpersonal, häufig überforderte Nachwuchskräfte, überfüllte Cafe´s, alle 60, 70 80 plus.

Multilingual, russisch am Gemüsestand, polnisch beim Fleischmann, eine stillende Mutter beim Bäcker. Was ist das für ein Kauderwelsch? Rumänisch, bulgarisch oder türkisch? Die Witwen mit ihren Rollatoren „sausen“ durch die Gänge. Männerfreundschaften zerbrechen nach heftiger Diskussion bei Kaffee und Omlett. Säfte, Smoothies und Frozen Joghourt warten darauf, konsumiert zu werden. Die Cosmo-Verkäuferin langweílt sich zu Tode, null Kundschaft. Die älteren Herren trotteln ihren Frauen hinterher. Wie ein Dackel an der Leine. Skippers Hormone machen heute auch was sie wollen. Altwerden ist scheiße.

Volle Einkaufswagen im REWE. Gähnende Leere im Mobilcom-Shop. Pudelmützen-, Schlägermützen-, Hut-, Cappiträger, 80 Prozent der Bevölkerung die ich hier heute sehe ist weit über 50 Jahre. Der demographische Wandel schlägt voll durch. Ohne Smartphone geht nichts an den Tischen neben mir. Sind wir eine kollektiv erkrankte Gesellschaft? Frustkauf bei Depot, Garry Weber offeriert Tieftspreise, Esprit wirbt mit Club-Nachlässen. Der Wirtschaftskreislauf muss beatmet werden. Nahezu jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Ich habe heute meinen äußerst kritischen und ein wenig emotionalen Tag. Nein, es ist Realität.

Abhauen, einfach weg. Segel setzen, raus auf´s Meer, nichts hören und sehen. Stattdessen geht es nach Ostdeutschland. Der Unternehmensberater muss wieder seinen Pflichten nachgehen.Chirurgische Eingriffe mit Nebenwirkungen. Geschwür bitte rausschneiden, aber ohne Narbe! Oder waschen ohne nass werden. Geht das? Griechisches Feeling gibt es bei Anna. Wohlschmeckende Spezialitäten, auch von Kreta.

Wieviel Mischehen gibt es? Am Nachbartisch eine junge Asiatin mit deutschem, älteren Mann. Beide tragen Eheringe, rechts, da wo sie hingehören. Am Ringfinger. Jetzt wird es voll. Die Rollator-Fraktion „überfällt“ die Backstube. Gehhilfen, Rollstühle, oh man(n). Die fünf älteren Ehepaare sehen nach so vielen Jahren auch nicht gerade glücklich aus. Haben sich wohl nichts mehr zu sagen!? Interessengemeinschaft.

Latte Macchiato, Streuselkuchen, Rührei, Sandwich, Coffe to go. 11.00 Uhr, das zweite Frühstück muss sein. Menschen, große, kleine, dünne, dicke, wenige junge, viele ältere, vereinzelte Baby´s.

Mein Milchkaffee wird langsam kalt. Ich habe heute mal wieder genug gesehen. Es wird Zeit aufzubrechen. Wohin? Nicole hat heute „Frauentag“ – Weibertag mit Klatsch und Tratsch beim Brunch. Meine „Altersvorsorge“ schläft noch den Schlaf der Gerechten. Die Brötchen gehen we wie warme Semmel. Frische macht glücklich.

Das waren einige Momentaufnahmen aus dem CCL in Hannover-Langenhagen. Eben Markttag, samstags in und um Hannover. Wetter: bewölkt, 5 Grad, leicht steigend. Wetter Liegeplatz OCEAN SPIRIT: blauer Himmel, 10 Stunden Sonne, 22 Grad.

Allen ein harmonisches Wochenende.

Beste Grüße

HJR