Göttervater Zeus meint es nicht gut mit dem Skipper!
Der Arbeits-Urlaub beginnt mit einer Katastrophe. Es ist Sonntag, 13.00 Uhr, natürlich blauer Himmel, Sonne pur, über 30 Grad. Katharina´s Supermarkt in Kalamaki durchkreuzt die gesamten Kreta-Pläne. Eine Stufe hinab zur Straße – Blackout! Wie hört sich morsches Holz an wenn es bricht! Genau! Ein Fall, ein Schrei, zwei Schmerzen, zwei Füße, nichts geht mehr. Mich hat es erwischt! Ich höre es nur noch knacken, aber richtig. Mir wird übel, kreidebleich. Panik! Bewegungslos gebe ich mich in die Hände meiner Co-Skipperin. Der Notfallmodus wird aktiviert und wir setzen eine SOS-Meldung ab. Innerhalb einer halben Stunde sind wir im Medical-Center in Mires. Nach weiteren 1,5 Stunden liege ich im Universitäts-Klinikum in Heraklion.
Jetzt kommt die Diagnose!
Linker Mittelfußknochen gebrochen und am rechten Fuß hat es den äußersten Knochen leicht erwischt. Alle Bänder unversehrt. Keine Operation, vier bis sechs Wochen Gips, Rollstuhl, Krücken, Unbeweglichkeit, Hilfsbedürftigkeit – die Rückwertsentwicklung bis zum Baby innerhalb weniger Minuten! Scheiße, was habe ich verbrochen? Meine Stimmung ist auf dem tiefsten Punkt der Menschheitsgeschichte. Was wird aus der Schiffsbesichtigung in Agios Nikolaos?
Die Moody 49 wartet nun bereits seit Monaten auf meinen Besuch. Kein Strand, nichts mit Baden im Libyschen Meer. Demütig blicke ich auf mein neues Gefährt. Statt Segeln stimme ich die neue Skipper-Hymne an: Rolling home – Rollstuhl mit Muskelkraft. Und das auf Kreta, dem „Paradies für Rollstuhlfahrer“. Ich komme mir so hilflos und klein vor. Die Luft in 1,83 Meter Höhe ist angenehmer als sitzend im Rollstuhl und/oder liegend im Bett mit unaufhörlichen Schmerzen.
Mein Junior leidet mit seinem geliebten Papa! Er sichert mir seine volle Hilfe und Unterstützung zu. Das nenne ich Familienzusammengehörigkeit – Beispiellos!
Meine liebe Nicole mutiert zur besten Krankenschwester!
Bereits im Hospital wurde sie von der Notärztin voll mit eingebunden. Liebe Ocean Spirit Fans und LeserInnen meiner Zeilen, vergessen Sie alles, was sie bisher als unmöglich erachtet hatten. In den staatlichen Krankenhäusern hier auf Kreta ist alles möglich, anders und manchmal für uns Nordeuropäer gewöhnungsbedürftig. Aber, am Ende stimmen die Ergebnisse. Wie auch immer diese zustande gekommen sind. Nicole muss mit Hand anlegen, mit assistieren, mit halten und eingipsen. Wer ist hier eigentlich die Ärztin? Es geht hier zu wie im Taubenschlag. Hallo, ich bin Privatpatient! Kostet es was es will! Interessiert hier niemanden. 20 Euro Aufnahmegebühr und die weiteren Behandlungen et cetera sind kostenfrei!
Ich buche den nächsten Flieger zurück nach Deutschland. Lasse mich ausfliegen. Der Emergency-Flieger muss mich hier rausholen. Die Versicherung übernimmt. Über 3.000 Kliometer mit dem Auto zurück, nicht mit mir. Alter, nun entspann dich mal – take it easy! Genieße die kretische Sonne, den Blick von der Terrasse, den Spirit of Crete, du bist in besten Händen, alle bemühen sich um dich. Die kretische Hilfsbereitschaft ist wirklich herzlich und riesengroß. Nach schlechten Tagen kommen auch wieder gute! Nun hast du Zeit zum Lesen, kannst dir Gedanken über die Zukunft machen, lass dich von allen verwöhnen. Das Rundum-Sorglos-Paket ist aktiviert!
Ich muss mir erst einmal meine Wunden lecken und verabschiede mich vorerst. Nur die Götter wissen, wann ich mich wieder mit einem Blog melde. Aber, heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder, kein Frage!
In diesem Sinne sonnige Grüße aus Kamilari/Südkreta
HJR