Skipper on Tour – Zeit ist Geld!
Wer zum Tiefstpreis fliegen möchte, muss Zeit mitbringen. Ökologisch sind die heutigen Preise ein Wahnsinn. Je älter ich werde, umso mehr Zeit habe ich beziehungsweise nehme ich mir. Und meine Geduld steigt ins Unermessliche. Das sind wohl die positiven Seiten des Älterwerdens. So sitze ich nach gemütlicher Bahnfahrt von Hannover zum Hamburger Flughafen und entspanntem Flug nach Madrid bei „Paul“. Boulangerie und Patisserie im Flughafen zu Madrid, schlürfe meinen Cappuccino und warte auf den Anschlussflug nach Almerimar. Mein Private-Taxi-Driver wartet. Der liebe Lucio, „italienischer Mafiosi“ aus Venedig, in Almerimar vor Jahren erst einmal hängen geblieben, holt mich ab und bringt mich zum Schiff. Vielleicht wird es meine letzte und/oder vorletzte Fahrt zu unserem „Dampfer“. Wir werden sehen.
Der Madrider Flughafen ist zum Verlaufen. Mittlerweile kenne ich mich gut aus. Klasse Beschilderung, eindeutige Wegweiser, nur kein Stress, um 21.20 Uhr geht der Flieger vom Ausgang K36. Die Stimmung ist gut. Blauem Himmel, angenehme 20 Grad sowie butterweiche Landung. So gehe ich meinem Hobby nach – Menschen beobachten, Berufskrankheit. Flauschige Sessel, gemütlich Sitzgruppen, kauende, trinkende, verdauende, hektische, ruhige, aebeitende, schlafende, gelangweilte, hetzende, schlendernde, laufende und tiefenentspannte Menschen überall. Auf den ersten Blick sympathische Männlein und Weiblein, auf den zweiten Scan eher neutral oder abweisend. Laptop zur Rechten, Tablett zur Linken, Smartphone vorne, Pizza essende hinter mir, ein grübelnder junger Mann gegenüber, ein äußerst verliebtes Pärchen schräg von mir. Bei „Paul“ ist die Fundgrube für psychologische Fallstudien. Da fällt mir gerade ein, wie es heute morgen im Bahnhof Hannover war. Alles Chaoten. Na Rathe, bitte sachlich bleiben. Ein Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten. Oder mit einer bestimmten Nachbarschaft. Da hilft nur noch auf Durchzug schalten, abwarten und Tee trinken. In einem Bienenstock oder im Hühnerstall geht es geordneter zu. Der Hamburger Bahnhof nimmt sich aber auch nichts. Noch schlimmer. Die Stimmung hier in Madrid ist entspannt. Jeder geht seines Weges.
Zehn Minuten vor der Zeit – überpünktlich lande ich in Almerimar. Lucio wartet, herzliche Begrüßung, rein ins Auto und ab zum Schiff. So langsam bin ich müde. Mal schauen, was mich erwartet.
Gute Nacht und süße Träume von Bord
HJR