Samstag Morgen, 4.00 Uhr, stockdunkel, winterlich, Tiefschlaf, süße Träume. Körper und Geist befinden sich noch in einer anderen Welt. Der Wecker klingelt!
Sch….! Wozu das alles? Aufstehen! Mit fast 55 Jahren ist es manchmal ratsam, sicherlich für die Masse Gleichaltriger, sich langsam auf ruhigere Fahrwasser, sprich Altenteil, vorzubereiten. Aber, Rathe tickt anders! Mit 52 Jahren wurde „Bergfest“ gefeiert. Bleiben somit nach Adam Riese und Eva Zwerg noch 49 Jahre schwungvolles, handelndes, unternehmerisches Leben, bis der Weg in die ewigen Jagdgründe gegangen wird. Zumindest die Einstellung stimmt. Also, Aufstehen!
Ab unter die Dusche, rein in die Klamotten; die Fähre in Emden wartet nicht. 220 Kilometer im wohltemperierten Auto wollen abgespult sein. Rucksack gepackt, auf geht es! Nach der Erkenntnis, das Vorpommern nicht unser Ding ist, ging es gleich Anfang Januar auf die staatlich anerkannte Nordsee-Heilbadinsel Borkum. Walbeobachtungen in der Realität hat uns nicht erwartet. Mit 31 Quadratkilometern die größte der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. 250.000 Gäste pro Jahr und rund 2,5 Mio. Übernachtungen ist sicherlich eine gute Option für eine bereits länger geplante nachhaltige Investition.
Schön weit draußen in der Nordsee liegt Borkum. Da kommt Helgoland-Feeling auf. Gute zweieinhalb Stunden mit der Fähre. Der Katamaran sprintet in einer Stunde über die Ems zur Insel. So kommen wir entspannt am Fährhafen in Emden an der Ems an. Früh morgens, fast allein auf der Autobahn, macht das Fahren ja richtig Spaß.
60 Euro für zwei Personen als Wochenendticket für Hin- und Rückfahrt inklusiv Klein-Bimmelbahn auf Borkum vom Hafen in die Stadt.
Ist ja nicht viel los auf der Fähre, die auch schon bessere Jahre erlebt hat. Ein Modernisierungs-Werftaufenthalt mit „Facelifting“ wird der MS Münsterland gut tun. Die wenigen Personen „verlaufen“ sich an Bord. Zwei Stunden Überfahrt, Nordseeluft, fast kein Seegang, auflaufendes Wasser, passieren wir Delfzil und Eemshavn an Backbord mit direktem Kurs zur Fischerbalje. Schwenk nach Steuerbord und Borkum ist erreicht.
Vor etwa zehn Jahren waren wir das erste und bis heute letzte Mal auf der Insel. Hat sich überhaupt nichts verändert. Auch der zweite Eindruck ist geblieben. Borkum ist Saison-Insel. Von Mitte/Ende März bis Ende Oktober/Anfang November steppt hier der Bär. Dann noch einige Tage über die Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel. Zu dieser Jahreszeit ist die 50-Plus-Generation unterwegs. Die meisten Insulaner sind bis heute nicht von der Iunsel gekommen. Manchmal denke ich, die Zeit ist seit 40, 50 Jahren stehen geblieben. Immobilienmäßige Besitzstandswahrung, Vererbung, leichte Instandsetzungen oder Modernisierungen. Landschaftlich, die Dünen, der Strand, die 120 Kilometer langen Wanderwege und so fort, alles top. Nur, auch auf Borkum springt der Funke nicht über. Atmosphärische Störungen. Ich bin ein Sensibelchen. Borkum kann auch eine „Frischzellenkur“ vertragen. Lassen wir das nicht unseren Altkanzler Schröder hören. Der verweilt nämlich auch auf Borkum. Hat eine Immobilie.
A pro pos Immobilie. Borkum hat eigene Gesetze. Bauplätze gibt es nicht. Neubauten Fehlanzeige. Altimmobilien, die zum Verkauf stehen, beinhalten Gesetzesfallen. Kauf ja, Vermietung nur an Einheimische, auch bitte an arbeitende Saisonkräfte, oder an Personen die ihren ersten Wohnsitz auf Borkumn gemeldet haben. Investitionen in Ferienimmobilien sind nicht gestattet. Zum Kauf stehende Hotels und Pensionen sind zwar vereinzelt vorhanden, ab mehr als stark in die Jahre gekommen. Und die Verkäufer haben etwas seltsame Preisvorstellungen.
So genießen wir nach dem „Pflichtteil“ das Wochenende mit Spazierengehen, atmen Seeluft, vertreiben die Viren und diskutieren über alternative Wege, Optionen und Möglichkeiten. Unverrichteter Dinge geht es nach Hause. Soll wohl nicht sein. So stecken wir den virtuellen Kurs wieder gen Osten. Alle Wege führen über Cuxhaven.
Winterliche Grüße von Bord der Borkum-Fähre
HJR
Hinweis
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