Skipper allein an Bord. Mitsegler Volker kommt gegen 16.00 Uhr mit der Bahn aus dem Schwarzwald. Eine lange Bahnreise bis nach Lübeck. Was macht der Mann nicht alles, um Meerluft, Ostseebrise, die Dörfer und Städtchen entlang der Ostseeküste zu schnuppern, zu sehen, zu bestaunen, in sich aufzunehmen. Und das alles vom Wasser aus. Was gibt es Schöneres, als an Bord der Ocean Spirit diese Erlebnisse zu konsumieren!?
Ich habe bis Mittag erst einmal wieder Putzaktion. Langeweile kommt an Bord bestimmt nicht auf. Soll ja alles glänzen wenn Gäste kommen. Nach dem bescheidenen Pfingstwetter kann es nur noch bergauf gehen. Unser 10-tägiger gemeinsamer Törn soll uns in die Lübecker Bucht, entlang der Mecklenburgischen Küste bis nach Rostock und wieder zurück führen. Die schönsten Städte und Orte wollen wir uns anschauen. Für mich Routine, für meinen Mitsegler absolutes Neuland. Dann wünschen wir uns Sonne und den richtigen Wind.
Auf geht´s…
Donnerstag, 09.30 Uhr Brückenpassage. Für uns bedeutet das 09.00 Uhr ablegen, 09.15 Uhr kreuzen vor der Eric-Warburg-Brücke, damit die Kameras und somit der Brückenwärter uns auch sehen. Pünktlich öffnet die Brücke. Gemütlich gleiten wir die Trave hinab bis zum Mittagsstopp in Travemünde. Der Fischermann freut sich auf uns – Fisch steht auf dem Speiseplan.
Am Nachmittag geht es dann noch nach Niendorf, so zumindest der Plan. Oder lieber gleich nach Neustadt. Wind kommt auch auf. Trave-Traffic auf Kanal 13 funkt im Minutentakt. Mächtig was los im Eingang der Trave. Die Fähren und Containerschiffe kommen nach und nach aus Skandinavien nach Travemünde. Ein Ein- und Auslaufen, wie im Taubenschlag. Noch liegen wir längsseits am Kai des Fischereihafens und staunen über so viel Meer.
Segel hoch und raus auf die Ostsee. Wie ein alt eingespieltes Team funktionieren unsere An- und Ablegemanöver. Klare Absprachen, ein mitdenkender, vorausschauender Volker. Auch im letzten Jahr hat es mit ihm Spaß gemacht. Ohne große Worte; man merkt, dass er selbst ein kleines Segelboot sein Eigen nennt.
Also, wie war das noch mit Niendorf? Voller als voll. Die letzten Ecken zum Festmachen haben nur zwei Meter Tiefe. Wasserstandsschwankungen von bis zu 30 und/oder 50 cm sind auch auf der Ostsee drin. Je nach Windrichtung! Nicht das wir festsitzen. Ich entscheide mich kurzerhand gegen ein Festmachen, schlüpfen wieder aus der Box, setzen wieder Segel und „düsen“ nach Neustadt. Segeln bis fast zum Endpunkt des Hafens in der Stadt. Das hat doch auch etwas.
Schade, Niendorf bietet doch auch etwas. Klein und „schnuckelig“, Kunsthandwerkermarkt, Schoppen, Schauen, Entdecken und Stöbern. Zu Pfingsten und auch danach gibt es immer einen Kunsthandwerkermarkt mit über 75 Künstlern und Kunsthandwerkern aus dem In- und Ausland. Der idyllisch gelegene Niendorfer Hafen bietet einen schönen Rahmen für solche Veranstaltungen. Nur, die Ocean Spirit findet halt oftmals keinen Liegeplatz.
So neigt sich der erste Tag unseres Törns mit Kaffee und Kuchen, einem Spaziergang durch das verlassene Neusdtadt und einem gemütlichen Beisammensein im Cockpit dem Ende entgegen. Morgen geht es entweder nach Wismar oder nach Kühlungsborn – je nach Wind.
Sonnige Grüße von Bord
HJR
Hinweis
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