Bevor wir in Wolgast einlaufen, mittags noch ein kleiner Abstecher auf die Insel Usedom. 59.000 Hektar Natur, ein Paradies für Naturliebhaber und Aktivurlauber. Die Facetten der Insel sind so vielfältig wie die Flora und Fauna. Mehr als 280 Vogelarten sind hier beheimatet. Verschlungene Wege, idyllische Fischerdörfer, Wälder und Wiesen. Usedom ist auch die Insel der Künste. Seit hunderten von Jahren fühlen sich Künstler von den rauschenden Wellen, endlosen Stränden, von Fischerbooten und urigen Häfen angezogen.
Vorbei fahren wir unter Motor gemäß Fahrwasserbetonnung am Mythos Peenemünde rein in den Peenestrom. Zwischen 1936 und 1945 war Peenemünde die Heeresversuchsanstalt eines der weltweit modernsten Technologiezentren. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Werner von Braun gelang hier im Oktober 1942 einer der spektakulärsten, gleichzeitig aber auch einer der gefährlichsten technischen Durchbrüche des 20. Jahrhunderts. Zum ersten Mal fand eine Großrakete den Weg in den Weltraum. Doch diese Rakete ging unter dem Namen „V2″ in die Geschichtsbücher ein, und so spektakulär ihr Start auch gewesen sein mag, hatte sie von Beginn an doch nur eine einzige Bestimmung – den Transport eines tonnenschweren Sprengkopfes im zweiten Weltkrieg. Peenemünde ist heute ein Ort mit vielen Gesichtern.
Steuerbord lassen wir Freest und Kröslin liegen. Freest ist ein kleines Fischerdorf auf dem Festland gegenüber der Insel Usedom direkt an der Mündung des Flusses Peene in die Ostsee. Ein Stück stromaufwärts befindet sich Kröslin mit der modernsten Marina an der ostdeutschen Ostseeküste. Backbord kommt das Seebad Karlshagen in Sicht, im Norden Usedoms. Gemütliches Mittagessen, eine Ruhepause; wir haben ja Zeit. Der idyllische Hafen von Karlshagen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der angesagtesten Bootsanleger der Insel gemausert. Am Hafen liegen gleich drei Restaurants, die den Gästen eine große Auswahl von Fischgerichten anbieten.
Die Brücke in Wolgast öffnet um 17.45 Uhr. Bis dahin sind es noch drei Seemeilen unter Motor. Zum wiederholten Mal, landschaftlich sehr reizvoll und angenehm für das Auge und die Sinne. Die Herzogenstadt Wolgast ist das „Tor“ zur Insel Usedom. Denn über die größte deutsche Wegebalken-Brücke über den Peenestrom führt die B 111 vom Festland auf die Insel. Wolgast ist die älteste Stadt Pommerns. Auf der Schloßinsel – dort liegen wir – residierte von 1295 bis 1625 die Herzöge von Pommern-Wolgast. Im 19. Jahrhundert war der Hafen ein wichtiger Umschlagplatz für den Getreidehandel im Ostseeraum.
Für uns ist Wolgast nur ein Übernachtungshafen. In 20 Minuten auf dem morgentlichen Weg zum Bäcker haben wir alles gesehen. In Erinnerung bleibt ein äußerst freundlicher und kommunikativer Hafenmeister, eine sehr ruhige Nacht und mal wieder die Landschaft. Nun geht es aber in einem Rutsch nach Ueckermünde, unserem letzten Hafen vor der polnischen Grenze. Endlich wieder Segeln. Genug Fahrwasser und pure Konzentration. Zeitweise hatten wir nur noch fünf bis zehn Zentimeter unter dem Kiel. Manchmal ist das Anspannung hoch drei!
Im Stettiner Haff gehen die Segel hoch, wenn auch nur bei eine Wassertiefe von drei bis fünf Meter. Das Seebad Ueckermünde empfängt uns mit einer durchaus erlebenswerten Flußmündung – Passage in die Uecker. Eineinhalb Seemeilen flussaufwärts liegt Ueckermünde. Mitten durch die Altstadt fließt die Uecker; der Stadthafen ist unser Ziel.
Sonnige Grüße von Bord
HJR
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